Die Industrialisierung legte im 19. Jahrhundert die Grundlagen für den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands, doch für die arbeitende Bevölkerung brachte sie zuerst einmal vielfach Entwurzelung, Entrechtung und Verelendung mit sich. Die Antworten von Staat und Unternehmern, Kirchen und Kommunen auf die sozialen Probleme erschöpften sich bis hin zu Bismarcks Sozialgesetzgebung in der Regel in der Verabreichung von Almosen. Ernsthaft wurden die Missstände erst bekämpft, als die Arbeiter in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen, sich selbst zu organisieren und die Arbeiterbewegung zu einem mächtigen selbständigen Faktor der sozialen und politischen Auseinandersetzung heranwuchs, der sich auch gegen Anfeindungen, Unterdrückung und Verbote zu behaupten wusste.
1863 wurde unter Führung von Ferdinand Lassalle der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein ins Leben gerufen, danach gründeten 1869 in Eisenach W. Liebknecht und A Bebel die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Aus der Vereinigung dieser beiden Organisationen entstand auf dem Parteitag in Gotha 1875 die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands. Den Namen Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) trägt die Organisation seit der Aufhebung der Sozialistengesetze 1890.
In der SPD fanden die Arbeiter des Deutschen Kaiserreiches ihre eigenständige Interessenvertretung: Von 1871 bis 1912 nahm der Stimmenanteil der SPD bei den Reichstagswahlen von 3,2% auf 34,8% zu. Zwar lagen die Hochburgen der Sozialdemokraten in den neuen Industriegebieten, in den schnell wachsenden Großstädten und in den Wirtschaftszentren Mitteldeutschlands, doch zogen die „Handarbeiter“ und „Dienstboten“ der ländlichen Gebiete auch in Süddeutschland schnell nach und gründeten ihre eigenen Ortsvereine. Als die Industrialisierung auch Bayern - relativ spät und zuerst mit den Schwerpunkten Augsburg, Nürnberg und Schweinfurt - erfasste, rückte die Arbeiterbewegung zum Ende des 19.Jahrhunderts auch in ländliche Gebiete vor.
1899 nahm in Schnaittach der "Sozialdemokratische Wahlverein" seine Arbeit auf. Es ist bezeichnend für die politischen Verhältnisse im damaligen Königreich Bayern, dass wir von dieser Gründung aus Berichten der Polizei erfahren, die damals alle oppositionellen Gruppierungen zu überwachen hatte: Am 15.11.1899 versammelten sich im Schwarzen Adler in der Mühlgasse 16 Arbeiter, um unter Polizeiaufsicht den sozialdemokratischen Wahlverein zu gründen. Die SPD wandte sich gegen zwei Gegner: den undemokratischen Staat und die ungerechte, unsoziale Gesellschaft der Kaiserzeit. Dagegen zielte ihre Utopie auf die Schaffung der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen für eine Gesellschaft freier Bürger mit gleichen Rechten und Chancen. Aber von Anfang an stand nicht die Verkündigung einer abgehobenen Ideologie, sondern die konkrete Bekämpfung sozialer Missstände im Mittelpunkt sozialdemokratischer Aktivitäten
Seit dieser Zeit stehen in unserer Gemeinde Genossinnen und Genossen für die Ziele der Sozialdemokratie ein. Seit über 100 Jahren treten auch in Schnaittach zahlreiche Menschen mit der SPD für eine gerechtere Gesellschaft und ein Leben in Frieden und Freiheit ein.
Erst nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches 1918 gelang es in der Weimarer Republik, demokratische Forderungen im Staatsleben zu verwirklichen. Die Einführung des Wahlrechts für Frauen, der Achtstundentag, Fortschritte in der sozialen Sicherung und die Mitbestimmung am Arbeitsplatz standen damals auf dem Programm der SPD.
In Schnaittach bemühte sich die SPD in den damaligen Notzeiten darum, durch die Organisation von Konsumvereinen die Versorgung der Arbeiterhaushalte mit erschwinglichen Lebensmitteln zu sichern.
Als Ausdruck eines neuen gestärkten Selbstbewusstseins der Arbeiter entstanden in Schnaittach der Arbeitersportverein, der Konsumverein der Arbeiter, der Arbeitergesangsverein und mehrere Krankenunterstützungsvereine. Als die Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Not in Deutschland um 1930 zunahmen, bekämpften Extremisten von links und rechts die Demokratie von Weimar immer radikaler. In Schnaittach gelang es der SPD noch bis 1932 ihre Anhänger und Wähler für die Republik zu mobilisieren. Die Tatsache, dass es die SPD war, die am 23.3.1933 als einzige Partei im Reichstag geschlossen Hitlers Ermächtigungsgesetz ablehnte, bildet bis heute ein wichtiges Element sozialdemokratischer politischer Identität. Auch Schnaittacher Sozialdemokraten, wie der damalige Vorsitzende Johann Hofmann mussten ihr Engagement für die Demokratie mit der KZ-Haft in Dachau büßen.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden viele Sozialdemokraten verfolgt, ins Exil getrieben, in Konzentrationslagern eingesperrt, gefoltert oder auch ermordet. Einzustehen gegen Rassismus und Faschismus ist in der SPD deshalb grundlegende Parteitradition.
Der Wiederaufbau und die Kommunalpolitik der Nachkriegszeit wurden in Schnaittach durch die Sozialdemokraten maßgeblich geprägt. So stellte die SPD von 1945 bis 1964 mit Franz Brandmüller den ersten Bürgermeister und dominierte mit 10 von 16 Gemeinderäten die Politik des Marktes Schnaittach. Diese starke Position konnte die SPD Schnaittach in den folgenden Jahren nicht verteidigen. Neue Wählervereinigungen, direkt aus der Bürgerschaft heraus gegründet, gingen hauptsächlich zu Lasten der SPD, und in den eingemeindeten Ortsteilen war die SPD damals zu schwach vertreten.
Dennoch haben sich die Sozialdemokraten im Marktrat vor der Verantwortung nie gedrückt und stets die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien zum Wohle der Bürger gesucht.
2002 haben die BürgerInnen von Schnaittach mit Georg Brandmüller erneut einen Sozialdemokraten zum Bürgermeister gewählt. Obwohl die schwierige Finanzlage der Marktgemeinde dem Bürgermeister in der vergangenen Legislaturperiode nur wenig Gestaltungsspielraum ließ, gelang es ihm, innerhalb von sechs Jahren das Vertrauen der überwiegenden Mehrheit der WählerInnen zu gewinnen (70,3% im Jahr 2008).
Mit großer Ehrlichkeit und Offenheit hat er die Gemeindepolitik aus den Hinterzimmern herausgeholt und zum Gegenstand des öffentlichen Diskurses gemacht. Dass der Bürgermeister dabei oft als Moderator bei der Suche nach angemessenen Lösungen fungiert und nicht selbstgefällig nur eigene Machtansprüche vertritt, stößt zwar bei einigen konservativen Kritikern auf Unverständnis, entspricht aber einem innovativen (sozial-) demokratischen Politikverständnis und der Erkenntnis, dass die Kommunalpolitik des 21.Jahrhunderts das Engagement vieler BürgerInnen benötigt und keine Partei allein die Weisheit gepachtet hat.
Mit sieben Mitgliedern stellt die SPD in der neuen Legislaturperiode die stärkste Fraktion im Marktrat von Schnaittach. Dieser großen Verantwortung werden sich die sozialdemokratischen Markträte stellen müssen, um den Erwartungen der BürgerInnen gerecht zu werden und die drängenden Probleme der Gemeinde sachgerecht anzupacken. Dabei nehmen die Sozialdemokraten das Motto „mehr miteinander“ ernst und verstehen Politik als Dienst an der Allgemeinheit für alle Bürgerinnen und Bürger.
Auch in Schnaittach wollen die Sozialdemokraten auf die Menschen zugehen, um sie in die Gestaltung der Zukunft unserer Heimatgemeinde mit einzubeziehen. Die SPD Schnaittach bietet an, mit allen, die bereit sind, sich zu engagieren und etwas zu verändern, in einen ehrlichen Dialog einzutreten. Wir wollen den Rat und die Vorschläge aller Bürger berücksichtigen, und möchten die Schnaittacher davon überzeugen, dass sie in der SPD an politischen Entscheidungen mitwirken können und persönlich Einfluss auf die Kommunalpolitik nehmen können Heute, zu Beginn eines neuen Jahrhunderts, versteht sich die SPD in Schnaittach als Teil einer modernen Volkspartei, die für eine neue Politik der sozialen Gerechtigkeit, der ökologischen Vernunft und der friedlichen internationalen Zusammenarbeit steht.
Sozialdemokraten streben nach einer Gesellschaft, die ein Höchstmaß an persönlicher Freiheit garantiert und die der Gewaltlosigkeit verpflichtet ist. Im Kampf gegen Armut, Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung nehmen Sozialdemokraten ihre Verantwortung in einer zivilisierten, solidarischen Gesellschaft wahr.